Iris | Ihre beiden T?chter 3 Jahre und im September 9 Monate
Aber natürlich werde ich stillen! Wer mich gefragt hatte, bekam vor der Geburt meiner ersten Tochter ganz klar diese Antwort. Mein gr??ter Wunsch war es mein Baby zu stillen. Solange die Kleine das eben m?chte. Ich stellte mir diese besondere Beziehung so innig, so einfühlsam und so wunderbar vor. EIn Band, das nie rei?en wird. Was aber, wenn sich dieses "Band" auf eine ganz andere Art und Weise aufbauen m?chte?
Iris erz?hlt uns ihre Geschichte:
Für mich stand vor der Geburt meiner ersten Tochter fest, dass ich stillen werde. Ich hatte im Vorfeld ein bisschen darüber gelesen und beim Geburtsvorbereitungskurs hatte die Hebamme auch gelegentlich Tipps dazu gegeben. Kurz bevor ich ins Krankenhaus kam, bin ich einer Facebookgruppe beigetreten in der Hebammen Fragen beantworten und Tipps geben zum Thema Stillen. Ich fühlte mich gut vorbereitet und bin davon ausgegangen, dass ich meine Tochter anlegen werde und alles klappt.
Tessa kam in der 41. Woche mit gerade mal 2480g zur Welt. Ich legte sie noch im Krei?saal an und war total begeistert als ich ihre kleine Zunge zaghaft an meiner Brustwarze spürte. Leider war sie nicht nur zart, sondern durch ihr geringes Geburtsgewicht auch sehr schlapp und ihr fehlte die Kraft richtig an der Brust zu saugen.
Die Schwestern haben mir mehrfach gezeigt wie ich sie richtig anlegen muss und wie ich sie dabei unterstützen konnte dass es mit dem Trinken klappt, aber trotzdem musste ich mit der Flasche zufüttern. Das bedeutete für mich, dass ich meine Tochter alle 4 Stunden anlegen musste, danach bekam sie die Flasche und anschlie?end musste ich Milch abpumpen.
Theoretisch wusste ich dass Babys am Anfang nicht viel Milch brauchen und dass es einige Tage dauert bis der Milcheinschuss kommt, aber es war trotzdem sehr schwer für mich zu sehen wie wenig Milch nach dem Abpumpen tats?chlich in der Flasche landete.
Nach 3 Tagen durften wir nach Hause, sollten aber nach dem Wochenende zum Kinderarzt den Bilirubinwert, den Wert der Auskunft über die Neugeborenengelbsucht gibt, überprüfen lassen.
Ich hatte mittags im Krankenhaus nochmal abgepumpt und als ich es dann am frühen Abend mit der Milchpumpe, die mein Mann in einer Apotheke ausgeliehen hatte, wieder probieren wollte, stellten wir fest, dass sie nicht vollst?ndig war. Zu der elektrischen Milchpumpe geh?rt ein extra Karton in dem sich der Schlauch, der Brustaufsatz und die Flasche befindet und dieser Karton war leer. Mein Mann hat bei der Apotheke angerufen bei der er die Pumpe ausgeliehen hatte und die sagten ihm, dass sie kein anderes Set haben.
...meine kleine Maus brauchte doch was zu trinken, nur durch das Stillen bekam sie schlie?lich nicht genug.
Es war Samstag am frühen Abend, was also tun? Ich bekam nur an Rande mit wie mein Mann sich die Finger wund telefonierte um eine L?sung für unser Problem zu finden. Ich habe eigentlich die ganze Zeit über weinend unsere Tochter im Arm gehalten und einfach nur Angst gehabt dass sie verhungert.
Rückblickend betrachtet wei? ich natürlich dass meine Angst v?llig unbegründet war, schlie?lich hatte ich vom Krankenhaus Milch für das Wochenende mitbekommen und h?tte auch in jedem Supermarkt was bekommen, aber in diesem Moment war es das Einzige an das ich denken konnte.
Mein Mann fand schlie?lich bei einer Apotheke das Set welches uns fehlte, also sind wir alle zusammen von Bottrop nach Gelsenkirchen gefahren um das Milchpumpenset zu kaufen.
Leider w?hrte unser gemeinsames Glück nur kurz, Montagabend kam schon der Anruf vom Kinderarzt: die Blutuntersuchung, die er morgens gemacht hatte, zeigte dass die Neugeborenengelbsucht so stark geworden ist, dass wir in die Kinderklinik mussten.
Nicht alle Schwestern dort waren so verst?ndnisvoll wie ich es mir gewünscht hatte.
Natürlich legte ich meine Tochter weiterhin alle 4 Stunden an, mittlerweile mit einer entzundenen Brustwarze, danach fütterte ich sie mit der abgepumpten Milch und wenn das nicht genug war bekam sie zus?tzlich noch PRE-Milch. Und anschlie?end pumpte ich wieder Milch ab. Für die Schwestern bedeutete das, dass ich alle 4 Stunden aufgew?rmte Milch und danach ein Abpumpset ben?tigte, und anschlie?end mussten sie das Abpumpset wieder mitnehmen und die Milch in den Kühlschrank stellen. Da ich nichts davon selber machen durfte blieb die Arbeit an den Schwestern h?ngen und das fanden nicht alle so toll.
Eine Krankenschwester meckerte mich einmal richtig an, dass ich das Abpumpem lassen soll, weil es eh nichts bringen würde und es mit dem Stillen eh nicht klappen wird. Ich wei? nicht wie lange ich geweint und meine Tochter im W?rmebettchen unter der blauen Lampe beim Schlafen beobachtet habe.
Ich h?tte sie in diesem Moment so gerne im Arm gehalten. Ich war total verunsichert, der wenige Schlaf, die wenige Milch, das Kind unter der blauen Lampe, die Schmerzen in der Brust, die Einsamkeit, weil ich alleine im Zimmer lag und immer nur kurz Besuch bekam und natürlich die Hormonumstellung und die ?ngste, die auf mich hereingebrochen sind, weil ich pl?tzlich für ein hilfloses kleines Bündel Menschlein verantwortlich bin.
ich habe damals zum aller ersten Mal in meinem Leben einen Migr?neanfall bekommen. Ein paar Tage sp?ter kam noch ein zweiter, danach, Gott sei Dank, nie wieder.
Als mein Mann uns im Krankenhaus besuchen kam hat er mich beruhigt. Er versicherte mir, dass sobald wir zu Hause sind, Ruhe in unserem Alltag einkehren und sich dann auch alles einspielen wird. Er versicherte mir, dass er uns hilft wo er nur kann und ich nur die paar Tage im Krankenhaus noch durchhalten muss.
Nach 5 endlos wirkenden Tagen konnten wir wieder nach Hause und wisst ihr was? Mein Mann hatte Recht..
Da die kleine Maus noch immer so leicht war fütterten wir weiterhin genau alle 4 Stunden. Anlegen, abpumpen, Flasche gehen - das war uns ja bekannt. Mein Mann gab der Kleinen die Flasche und das Füttern mitten in der Nacht übernahm er ganz, damit ich zumindest ein paar Stunden Schlaf am Stück bekam. Nach ein paar Tagen haben wir die Kleine nur noch gefüttert sobald sie sich gemeldet hatte und nach etwa einer weiteren Woche brauchte ich die Flasche überhaupt nicht mehr geben, da die Stillmahlzeiten v?llig ausreichten.
Unsere Stillbeziehung hatte einen schweren Start, dafür aber war sie danach umso sch?n. Wir sind nie auf Ablehnung gesto?en, auch im Restaurant nicht. Wir konnten alles unternehmen, da ich die Milch immer in der richtigen Temperatur direkt bei mir hatte. Insgesamt 19 Monate habe ich ihr die Brust gegeben, zum Schluss allerdings nur noch zum Schlafen.